Des Kaisers neue Kleider
2014/15
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Team
- Bärbel Schwarz : Mannequin, Modern Dance, Schlagzeug
- Manuel Miethe : Sopran, Saxophon, Körperarbeit
- Volker Bartz : Posaune, Stimme, Revolution
- Nicolas Pannetier : Bass, Sonnenbrille, Kunst
- Maja von Kriegstein : Klavier, Krise, Leitung
- Willi: Lichtdesign (2014)
- Jan Martiensen : Film- und Fotodokumentation (2014)
- Almut Schlichting, Torsten Papenheim: Kuratorium Garagenoperkollektiv
- Alexander Schröder : Oeil Extérieur (2015)
- Nina DeLudemann : Oeil Extérieur (2015)
- Liesel Dechant : Intendanz, Öffentlichkeitsarbeit (2015)
- Robert Schüller : Lichtdesign (2015)
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Aufführungsort
Berlin, Theaterforum Kreuzberg (2014), Theater unterm Dach (2015)
Andersens Satire als Freejazzmächen
Wir nehmen Andersens Märchen zum Anlass, gemeinsam teilweise schmerzhaftes, beschämendes, oft aber auch amüsantes autobiographisches Material zu erforschen.
Dieses Material wird zunächst gemeinsam (meistens in der Küche) erhoben und dann (im Proberaum) wieder in das Märchen eingewebt. Als wir selbst probieren wir uns in der Rolle der Betrüger, des betrogenen Volkes, des blamierten Kaisers – und schließlich in der des Kindes, welches den Betrug aufdeckt.
Bei der Auseinandersetzung mit der Rolle des Kindes, das schließlich den Schwindel auffliegen lässt, schien uns der Rückgriff auf das mittelalterliche Märchen, das Andersen als Grundlage benutzt, hilfreich. Das Motiv der Sichtbarkeit des Zaubergewebes wurde damals etwas anders gegriffen: Nur derjenige ist den Stoff zu sehen in der Lage, der tatsächlich seines Vaters Sohn ist. Hintergrund damals waren Erbstreitigkeiten in den spanischen Fürstentümern. Das Szenario am Ende der Geschichte ist ähnlich wie bei Andersen: Niemand gesteht, dass der Fürst nackt ist, denn dann wäre er ja enterbt. Es ist schließlich ein schwarzer Sklave, dessen Herkunft ohnehin unklar ist, der den Schwindel aufdecken kann.
Da wir als Erwachsene so ohne Weiteres nicht mehr in die kindliche Unschuld zurückfinden werden (von der ja auch noch gefragt werden müsste, ob sie nicht ohnehin eine dem Zeitgeist des 19. Jahrhunderts geschuldete romantisch verklärte Figur ist) können wir uns ein Happy-End, wenn überhaupt, nur in der Richtung dieses schwarzen Rossknechtes vorstellen.
Ihn zeichnet aus, dass er nichts zu verlieren hat – und das macht ihn frei.